Stadtgeschichte

Stadtgründung

Stralsund entstand ganz in der Nähe eines Fischerdorfes an der engsten Stelle des Strelasundes auf einer kleinen Erhebung, die von Sümpfen und Wasser umgeben war.Im Jahre 1234 erhielt der Ort das Stadtrecht. Schon nach kurzer Zeit entstanden die ersten großen Gebäude dieser Stadt, die noch heute existieren: das Rathaus, die Nikolaikirche und die Kirche St. Marien. Eine dritte Kirche, St. Jacobi, entstand ebenfalls in der Zeit des Hochmittelalters.Zum Schutz vor Feinden errichteten die Stralsunder um ihre Stadt eine Stadtmauer. Erst im 19. Jahrhundert vergrößerte sich das Stadtgebiet über diese Grenzen hinaus.

Strategische Lage

Im Mittelalter, in der Zeit bis etwa 1500, lag Stralsund an einer Handelsstraße an der Küste. Diese begann im Westen in Bremen und führte über Stralsund weiter bis in das russische Nowgorod. Gegen Ende des Mittelalters nahm außerdem der Handel mit skandinavischen Ländern zu.

Die Hanse

Es dauerte nicht lange, da gehörte Stralsund zu den mächtigen Hansestädten im Ostseeraum. Dank der Lage als Zwischenhandelsplatz und Umschlagort für Waren aller Art profitierte die Stadt enorm. Ausdruck dafür sind noch heute die mächtigen Bürgerhäuser mit ihren Giebeln so wie der Schaugiebel des Rathauses.Viele werden sich fragen: Was war die HANSE? Sie war der wirtschaftliche Zusammenschluß von weit über 90 Städten insbesondere aus dem Ostseeraum und führte zu einer kurzen, aber um so mehr bedeutenden Blüte von Handel und Kultur im Raum zwischen Nord- und Ostsee.Mit der Zeit der großen Entdeckungen am Beginn der Neuzeit, um 1500, verlor die Hanse an Bedeutung. Das bedeutete für Stralsund, daß sich die Hansestadt auf die wirtschaftlichen Eckpfeiler Fischfang und Schiffbau stützen mußte.

Schwedenzeit

Ebenso wie viele Städte Europas hatte Stralsund im 16. Jahrhundert mit Seuchen, insbesondere der Pest, sowie Hungersnöten zu kämpfen. Dazu kamen mehrere Großbrände, die ganze Stadtteile verwüsteten. Die ohnehin schon geschundene Stadt erlebte im 17. Jahrhundert zusätzlich mehrere kriegerische Außeinandersetzungen. Dazu gehörte auch die Belagerung durch die Truppen des Albrecht von Wallenstein, einem kaiserlichen Feldherren. Die Stralsunder riefen schwedische und dänische Truppen um Hilfe. Denen gelang es, Wallenstein und seine Truppen zu vertreiben. Allerdings blieben die Schweden und wurden offiziell als Besatzungsmacht eingesetzt. Die Grundlage dafür bildete der Westfälische Friede von 1648, der den Anfang für eine politische Neuordnung Europas darstellte. In der „Schwedenzeit“ erreichte die Stadt ihren wirtschaftlichen Tiefpunkt. Aber sie bedeutete auch die Bereicherung auf kulturellem und geistigem Gebiet. Noch heute bezeichnen sich die Stralsunder und die Bewohner der Region gerne als „Südschweden“.

Provinzstadt

Mit dem Ende der Napoleonischen Kriege und dem Wiener Kongreß von 1815 endete die „Schwedenzeit“. Die Hansestadt gehörte nun zur Provinz Pommern im preußischen Königreich.Kurzzeitig schien es, als wenn Stralsund noch einmal den Anschluß an die Wirtschaft erreichen würde. Schließlich fuhren 200 Stralsunder Schiffe auf den Weltmeeren. Jedoch verpaßte die Stadt den Umstieg auf die Dampfschiffahrt.So blieb Stralsund Provinzstadt, geprägt durch den Hafen, in dem sich der Hauptteil des Lebens abspielte.

Der zweite Weltkrieg

In den folgenden Jahrzehnten blieb Stralsund den Entwicklungen in Deutschland nicht verschlossen. Den 1. Weltkrieg bejubelten die Einwohner, bis die ersten Meldungen von verlorenen Schlachten eintrafen. Nach dem verlorenen Krieg folgte eine Zeit der Depression, dann eine Phase der Besinnung schließlich der wirtschaftliche Aufschwung in der „Weimarer Republik“. In der Nazizeit ab 1933 griffen auch in Stralsund die Strukturen des 3. Reiches. Und wie in tausenden anderen Städten fielen auch in der altehrwürdigen Hansestadt Bomben.Am 6. Oktober 1944 fielen über 650 Menschen und große Teile der Altstadt einem Bombenangriff zum Opfer. Von den Schäden in der Altstadt hat sich Stralsund bis heute nicht erholt. Davon zeugen die noch immer vorhandenen Lücken zwischen den Häusern.

Deutsche Demokratische Republik (DDR)

Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich Stralsund schnell zu einer Industriestadt. 1948 entstand die Volkswerft, die in ihren besten Zeiten etwa 8.000 Mitarbeiter hatte. Hauptabnehmer von Fischfang- und Fischverarbeitungsschiffen war die damalige Sowjetunion. Die Stralsunder Volkswerft war der größte Schiffbaubetrieb der DDR und gleichzeitig größter Arbeitgeber der Stadt.Weitere Eckpfeiler der Wirtschaft in Stralsund waren ein Großbetrieb für elektronische Anlagen, eine Zuckerfabrik, ein Milchbetrieb, Fischfang und Fischverarbeitung sowie der Hafen.Die Bevölkerung Stralsunds nahm in den 40 Jahren DDR um 31.000 auf 76.000 Personen zu. Das bedeutete, daß ganze Stadtteile außerhalb der Altstadt neu gebaut wurden.40 Jahre DDR bedeuteten auch für Stralsund: Expansion im Wohnungsbau, damit aber zunehmender Verfall der Innenstadt und starker Verschleiß des Vorhandenen. Dazu kam eine permanente Mangelwirtschaft, welche die Bevölkerung immer unzufriedener werden ließ.

Die friedliche Revolution

Im Oktober 1989 war es soweit: Die Bürger der DDR gingen auf die Straße und demonstrierten für eine Änderung der Zustände in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. In Stralsund waren besonders die Kirchen Anlaufpunkt und Diskussionsort für viele Bürger. Nachdem die Mauern um die DDR und Berlin am 9. November 1989 gefallen waren, dauerte es nicht lange, bis eine neue Regierung gewählt wurde. Auch für Stralsund hieß das: die führende Rolle der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war aufgehoben. Der Weg war frei für die Wahl eines neuen Parlamentes – das erste mal seit Kriegsende. Am 29. Mai 1990 konnte das erste demokratisch gewählte Stadtparlament in Stralsund seine Arbeit aufnehmen.

Nach der Wende

Das hieß jedoch gleichzeitig, bei Null zu beginnen. Alte Strukturen brachen innerhalb von wenigen Monaten weg. Neue, nun westdeutsche Strukturen mußten erst einmal begriffen und umgesetzt werden.Das größte Dilemma spielte sich in der Wirtschaft ab: Für die Volkswerft war plötzlich der größte Auftraggeber, die Sowjetunion, weggebrochen. Schlagartig wurden tausende Menschen arbeitslos. In kürzester Zeit geschlossen wurden der Großbetrieb für elektronische Anlagen, Betriebe für Fischverarbeitung, die Zuckerfabrik, der Milchbetrieb.Somit blieb vom ehemaligen Industriestandort Stralsund nur noch die Werft übrig, die in den Jahren nach der Wende grundlegend modernisiert wurde und wird.Es galt, sich schnell neu zu orientieren und nach Wegen zu suchen, die aus dieser Misere herausführten. Dazu beschlossen die Stadtväter die Umwandlung der Stadt vom Industrie- zum Verwaltungsstandort.Konkret heißt das: In Stralsund und seiner unmittelbaren Umgebung entstanden nach der Wende eine Marinetechnikschule, eine Fachhochschule und mehrere Ämter, die für das ganze Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zuständig sind.

Gegenwart

Heute schauen wir wieder mit Optimismus in die Zukunft. Auch wenn uns die Arbeitslosigkeit von über 20 Prozent zu schaffen macht.Wir haben gegenwärtig über 3.000 klein- und mittelständische Betriebe, eine hochmoderne Kompaktwerft und eine ganze Reihe von Projekten vor uns, die uns Sicherheit für die Zukunft geben. Zu nennen sind der Ausbau der Marinetechnikschule und der Fachhochschule, der Bau einer Versicherungsanstalt für etwa 2.000 Beschäftigte. Besondere Bedeutung kommt der Altstadt zu. Unser Ziel ist es, sie für die Bürger Stralsunds und ganz besonders für Touristen wieder attraktiv zu gestalten. Das ist Lust und Last zugleich. Denn über 500 denkmalgeschützte Häuser wollen erhalten werden. Jedoch hat die Vergangenheit vieles zerstört. 200 dieser altehrwürdigen Bauten sind bereits saniert, etwa 100 werden gegenwärtig gerettet und ebenfalls wieder aufgebaut.

Zukunft

Was erwartet die Stadt für die Zukunft? Einmal den weiteren Fortgang der Wandlung vom Industrie- zum Verwaltungsstandort. Außerdem erwarten wir immer mehr Touristen, die jährlich aufs neue feststellen sollen, daß die Sanierung der Altstadt immer weitergeht. Und wir erwarten, daß mehr Menschen die Stadt wieder so attraktiv finden, daß sie hierbleiben oder herziehen und nicht in das Umland abwandern.


Wir danken der Pressestelle der Hansestadt Stralsund für die freundliche Überlassung dieser Publikation und die Genehmigung zur Veröffentlichung an dieser Stelle.